2. Dilemma: Einreichung einer vertraglichen Forderung aufgrund einer Änderung – Antwort

 

Der Ausgangspunkt ist derselbe wie im 1. Dilemma. Wenn Sie eine Forderung einreichen, stellen Sie eine Behauptung im Hinblick auf die zusätzliche Zahlung auf, die Ihrem Unternehmen zusteht. Es kann strafbar sein, eine Behauptung aufzustellen, von der Sie wissen, dass Sie falsch sein könnte, oder an deren Wahrheit Sie nicht wirklich glauben, vor allem wenn dadurch ein finanzieller Gewinn für Sie selbst oder eine andere Person oder Organisation angestrebt wird. Wenn Sie glauben, 20.000 USD seien angemessen, wäre es falsch, 30.000 USD zu fordern. Es ist illegal, der Änderung zusätzliche Arbeitsstunden zuzuordnen. Wenn Sie also eine Forderung beim Projekteigentümer einreichen, die besagt, dass 30.000 USD eine angemessene Summe seien, und wenn die genannte Anzahl der Arbeitsstunden nicht der Wahrheit entspricht, können Sie sich persönlich und Ihr Unternehmen des Betrugs schuldig machen.

 

Der richtige und sichere Weg ist, in einer Forderung nur solche Ansprüche zu stellen, von deren Wahrheit Sie überzeugt sind. In diesem Fall wissen Sie sehr genau, dass die zusätzlichen Arbeiter nicht mit der Änderung befasst waren, diese Komponente der Forderung ist also definitiv falsch. Sie dürfen keine zusätzliche ungerechtfertigte Summe als „Verhandlungsspielraum“ hinzufügen. Sie können nur solche Ansprüche stellen, die Sie wirklich für rechtmäßig halten. Während einer Verhandlung können Sie einen gültigen Anspruch zurückschrauben, damit eine Übereinkunft erzielt werden kann. Sie dürfen Ihre Forderungen zuvor jedoch nicht ungerechtfertigt übertrieben haben und dann den falschen Eindruck erwecken, dass Sie sie reduzieren, damit ein Übereinkommen getroffen werden kann. Auch andere Teile Ihrer Forderung können zweifelhaft sein. Sind Sie z. B. dazu berechtigt, die Gemeinkosten und Gewinnrate höher anzusetzen als dies im ursprünglichen Vertragspreis der Fall war? Müssen Sie für die Änderungen die ursprüngliche Arbeitskostenrate verwenden, die auch als Grundlage für den Vertragspreis gedient hat, oder dürfen Sie sie erhöhen? Auf diese Fragen gibt es keine definitive Antwort. Die Rate, die Sie berechnen dürfen, hängt vom Vertrag ab und kann auch von anderen Umständen bestimmt werden (z. B. einer Bewegung im Marktpreis seit Vertragsvergabe). Die Grundsätze lauten: (1) Fordern Sie nur ein, was Sie wirklich für gerechtfertigt halten (in dem Fall ist es höchst unwahrscheinlich, dass Sie eine kriminelle Handlung begehen). (2) Legen Sie dem Projekteigentümer Ihre Methoden und Berechnungen offen dar (dann können Sie ihn nicht irreführen). 

 

Was tun Sie, wenn der Projekteigentümer Ihre rechtmäßige Forderung von 20.000 auf 15.000 USD drücken will? Sie sagen dem Projekteigentümer, dass Sie (1) kein Unternehmen sind, dass seine Ansprüche künstlich hochschraubt – Sie haben strenge ethische Grundsätze und fordern nur, was Sie wirklich für gerechtfertigt halten –, und (2), dass 20.000 USD ein angemessener und gerechtfertigter Anspruch sind und sie 15.000 USD nicht akzeptieren können. Wenn der Projekteigentümer die Forderung trotzdem auf 15.000 USD drückt und sich weigert, mehr zu zahlen, könnte es sein, dass er und seine Mitarbeiter eine Straftat gegen Ihr Unternehmen begehen, sofern sie nicht wirklich glauben, dass die Reduzierung Ihrer Forderung rechtmäßig ist.