1. Dilemma: Einreichung einer vertraglichen Forderung aufgrund einer Verzögerung – Dilemma

 

Sie sind der Schadensmanager einer Konstruktionsfirma, die im Rahmen eines Bauvertrags mit dem Projekteigentümer Arbeiten ausführt. Ihr Unternehmen hat vertraglichen Anspruch auf einen zeitlichen Aufschub sowie zusätzliche Kosten für Verzögerungen, die durch den Projekteigentümer verursacht werden. Bei Verzögerungen, die durch Ihr Unternehmen herbeigeführt werden, legt der Vertrag fest, dass Sie Schadensersatz an den Projekteigentümer zahlen müssen und keinen Anspruch auf zusätzliche Kosten haben. Ihr Unternehmen liegt 100 Tage im Rückstand, und Sie bereiten aufgrund dieser Verzögerung eine Forderung an den Projekteigentümer vor. Es gibt zwei erkennbare Gründe für die Verzögerung. Der erste ist die verspätete Lieferung von Materialien durch einen Ihrer Lieferanten. Ihr Unternehmen ist hierfür vertraglich verantwortlich. Der zweite Grund für die Verzögerung ist eine Änderung am Bauplan durch den Projekteigentümer. In diesem Fall ist der Projekteigentümer vertraglich verantwortlich. Sie untersuchen, wie sich diese beiden Umstände auf das Projekt ausgewirkt haben und stellen fest, dass 30 Tage Verspätung auf die Änderung des Projekteigentümers zurückzuführen sind und 30 Tage auf die verzögerte Lieferzeit. Bei den verbleibenden 40 Tagen ist es schwer zu sagen, ob sie durch einen oder beide der Gründe oder andere unbekannte Umstände verursacht wurden. Sie erläutern die Situation Ihrem Vorgesetzten, dem kaufmännischen Leiter Ihres Unternehmens. Er weist Sie an, die Forderung an den Projekteigentümer über die gesamten 100 Tage auszustellen und sie damit zu begründen, dass die Verzögerung komplett von der Änderung des Projekteigentümers verursacht wurde. Er beauftragt Sie, die verspätete Lieferung nicht in der Forderung aufzuführen. Er sagt: „Das macht jeder so, das gehört dazu. Der Projekteigentümer wird unsere Forderung sowieso um zwei Drittel kürzen, d. h. uns bleiben rund 30 Tage, was also am Ende auf das richtige Ergebnis herauslaufen wird. Und wenn er die verspätete Lieferung vergessen hat und uns mehr als 30 Tage zugesteht, bekommen wir mehr Zeit und Geld.“ 

 

Was tun Sie? 

 

Denken Sie über Ihre Lage nach und gehen Sie dann zur Antwort auf der nächsten Seite weiter.